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Über Spon­ta­ne­i­tät mit Kindern

Wer Kinder hat, kann nicht mehr mal eben so aus dem Haus gehen|verreisen|auswandern. All das ist natürlich noch immer möglich. Je nach Typ sogar einigermaßen spontan. Ganz sicher aber mit mehr Gepäck. 

Diese Erfahrung haben wir jedenfalls in bald 18 Monaten mit Luise gemacht. Wir wollten unbedingt auch mit Kind ein soziales Leben außerhalb von Spielplatz und Krabbelgruppe haben, unsere Familien und (kinderlose) Freunde treffen, reisen. Und eben zusätzlich Kinderprogramm. Das hat – vor allem in den ersten Monaten – auch ganz gut geklappt. Nur mehr mitgeschleppt haben wir zu unseren Verabredungen. Wickeltasche, Kuscheldecke, Trage(tuch), Fläschchen, vorgekochten Babybrei, Reisebettchen – manchmal sah es für unsere Gastgeber vermutlich so aus, als wollten wir bei ihnen einziehen.

Luise war von Beginn an daran gewöhnt, mit uns unterwegs zu sein. Unter Menschen. In einer anderen Umgebung. Ob bei Freunden oder der Oma, in Bielefeld oder Barcelona: Wir waren ihre Konstante, nicht unsere vier Wände. Dass wir immer bei ihr waren, sie nah am Körper getragen haben, hat ihr Sicherheit gegeben, glaube ich. Sie hat völlig selbstverständlich in den Betten unserer Freunde geschlafen. Und ist ihnen und anderen Menschen stets mit offen und mit Neugierde begegnet. „Gefremdelt“ hat sie so gut wie gar nicht.

Unterwegs sein mit Kind, ja, das geht. (Wobei wir natürlich auch nicht ständig auf Achse waren/sind.) Und doch ist das mit der Spon­ta­ne­i­tät so eine Sache. Problem Nummer eins habe ich ja bereits erwähnt: Man hat mehr Gepäck. Das gilt auch für den kürzesten Ausflug. Ein einfaches Beispiel: Es ist noch eine halbe Stunde bis zum Abendbrot. Das Wetter ist schön und Luise ein bisschen nölig – da hilft frische Luft meistens Wunder. Ich beschließe, noch kurz mit ihr auf den Spielplatz um die Ecke zu gehen. Die Wickeltasche lasse ich zuhause. Es geht ja schließlich nur um 20 Minuten. Nun: Zehn Minuten später stolpert Luise und landet mit der kompletten Hand und dem halben Ärmel genau in einem riesigen Hundehaufen. Ich habe weder Feucht- noch Taschentücher dabei. Und von den wenigen anderen Eltern, die gerade da sind, hat leider auch niemand welche. Ich verfluche mich dafür, meine Tasche nicht mitgenommen zu haben während ich Luise davon abzuhalten versuche, die dreckigen Finger in den Mund zu stecken. Im Altenheim nebenan darf ich ihr dann zwar die Hände waschen, die Tasche (zumindest aber die Feuchttücher) habe ich beim nächsten Spielplatzbesuch aber garantiert wieder dabei. Dafür dann vermutlich keine Matschhose|Wechselsachen, wenn Luise an einem kalten Herbsttag den Wasserspielbereich entdeckt. Man lernt eben jeden Tag dazu.

Auch nicht zu unterschätzen sind Bedürfnisse wie Essen oder Schlafen. Denn beide wollen in einem gewissen Rhythmus erfüllt werden. Egal, welcher Wochentag ist. Kleine Kinder lieben feste Strukturen. Sie geben ihnen Orientierung. Und diktieren den Eltern einen Tagesablauf, der vielleicht nicht so perfekt zu deren eigenen Vorstellungen passt. Dann gilt es, die Jetzt-Können-Wir-Etwas-Unternehmen-Zeitfenster (spontan 😉 ) effizient zu nutzen. Oder der Tag muss im Voraus clever durchdacht werden. Wenn wir etwa am Wochenende mal Besuch haben und den ganzen Tag unterwegs sein wollen, wird der Ablauf so geplant, dass Luise zum Beispiel auf dem Weg von A nach B im Fahrradanhänger schlafen kann. Ohne Mittagsschlaf würde die Stimmung nämlich spätestens am Nachmittag kippen. Und dann ginge gar nichts mehr.

Bei all den Dingen, die im Alltag mit Kind bedacht werden müssen, gibt es aber ja zum Glück auch schöne spontane Momente. Wenn etwa die Spielplatzbekanntschaft, die man gerade erst kennengelernt hat, einen ganz unverhofft mitnimmt zu einem Müttertreff in der neuen Nachbarschaft, bei dem man künftig gerne Zeit verbringt. DANKE dafür.

 

 

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2 thoughts on “Über Spon­ta­ne­i­tät mit Kindern

  1. Gabriela Banze-Jansen

    Prima geschrieben, danke dem Verfasser:-)
    Der Text erinnert mich sehr an die kleine Familie meiner Enkeltochter. Im Sommer durfte ich meine Schwiegertochter, meinen Sohn und die kleine Enkeltochter eine Woche im Urlaub begleiten. Eine ganz besondere Erfahrung für mich, anders wie mein Leben, prägend, spannend und super schön.
    Bewahrt Euch die Spontanität und ein bisschen Freiheit.
    Ich hoffe ich kann noch mehr von Fuchs und Luise lesen :-)

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