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Über Prioritäten

Oberste Priorität hat mein Kind. Immer. Aber nicht alleine.

Heute Morgen. Ich will meiner Tochter ihre Jacke anziehen, denn es ist Zeit für die Kita. Luise möchte lieber mit ihrem Rutschigel spielen. „Der muss zuhause bleiben“, sage ich. „Auch hause bleiben“, sagt Luise. Dann ziehen wir uns an und ich bringe sie zur Kita.

Natürlich hätte ich sie heute einfach zuhause behalten können. Eigentlich könnte ich das sogar jeden Tag, denn ich bin noch in Elternzeit und habe keinen Job, bei dem ich pünktlich erscheinen müsste. Trotzdem lasse ich mein mittlerweile 20 Monate altes Kind seit Oktober für ein paar Stunden am Tag fremdbetreuen.

Diese Zeit gehört mir. Meinen Herzensprojekten. Der Jobsuche. Diesem Blog. Menschen, denen ich gerne ebenfalls Zeit widmen möchte. Ehrenamtlichem Engagement. Und all dem, was auch noch erledigt werden will.

Das können andere Menschen|Mütter auch gerne verurteilen|egoistisch finden|für sich ausschließen. Für unsere Familie ist es der richtige Weg. Ich kann und will mich nicht rund um die Uhr ausschließlich mit meinem Kind beschäftigen (nicht zu verwechseln mit „für mein Kind da sein“). Ich liebe Luise. Aber ich liebe auch mich selbst. Und meinen Mann. Und meine Freunde. Und guten Journalismus. Und Schokolade. Und inspirierende Gespräche. Und Rockmusik. Unter anderem.

Wenn ich Luise abholen gehe, freue ich mich wahnsinnig auf sie. Und ich kann mich ganz anders auf sie konzentrieren. Ich glaube ganz fest daran: Wenn es mir gut geht, bin ich eine bessere Mutter, als ich es sonst sein könnte. Und das merkt auch Luise.

Zudem glaube ich, dass es für Luise ungesund wäre, würde ich sie zu meinem einzigen Lebensmittelpunkt erklären, mich nur noch über mein Muttersein definieren. Das wäre eine Last, die ihre kleinen Schultern gar nicht tragen könnten – selbst wenn sie später einmal Bodybuilderin werden würde. Darüber hinaus halte ich es für wichtig zu lernen, dass auch andere Menschen Bedürfnisse haben. Und dass sich die von Mama, Papa und Luise nicht 100prozentig decken müssen, damit wir uns liebhaben und als Familie glücklich sein können.

Wir müssen immer wieder Prioritäten setzen. Jetzt gerade zum Beispiel akzeptiere ich, dass die Wohnung ziemlich schlimm aussieht, weil es mir heute wichtiger ist, diesen Beitrag zu schreiben. Was ich bereits tun wollte, nachdem ich am Wochenende diesen wunderbaren und wahren Text auf Edition F gelesen hatte. Wozu ich aber erst jetzt komme, weil wir am Wochenende Besuch hatten und ich lieber Zeit mit meinen Lieblingsmenschen verbringen wollte, anstatt am Laptop zu sitzen.

Ich bin Mutter|Ehefrau|Freundin|Kollegin. Ich liebe mein Kind. Aber eben nicht nur. Meinen Mann liebe ich ebenso sehr. Schokolade liebe ich ein bisschen weniger. Ich setze Prioritäten. Heute Morgen habe ich mich für „Zeit für mich“ entschieden anstatt für „Ich erfülle meiner Tochter jeden Wunsch“. Und das ist verdammt nochmal in Ordnung.

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One thought on “Über Prioritäten

  1. Der Mo vom MoJo

    Ein wirklich wunderschöner Text mit absolut wahren Worte 😀
    Ich hoffe du machst genauso weiter, es macht immer sehr viel Spaß deine Texte zu lesen :D:D:D:D, da diese toll geschrieben sind.
    Aus meiner Sicht ist super wichtig, das man auch Zeit für sich und seinen Partner hat, ansonsten verliert man sich darin „NUR“ Mama und Papa zu sein und vergisst das man auch ein Paar ist.
    Meine Empfehlung für euch wäre ;D, das ihr versucht einen Tag im Monat nur für euch zu gestalten.
    Die kleine Luise zur Tagesmutter geben und ihr beiden macht euch ein schönen Tag.
    – Wellness
    – Essen gehen und ggf ins Kino, wenn noch Zeit dafür ist 😀
    Ich glaube das ist super wichtig 😀
    Gruß der Mo vom MoJo

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