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Bittere Medizin

Der erste Löffel landet auf dem Fußboden, der zweite auf meinem Pullover. Nach drei Versuchen hat das Kind von 17 verordneten Tropfen zwei geschluckt. Und wahrscheinlich klingeln gleich die Nachbarn, um zu fragen, ob bei uns alles in Ordnung ist. Hoffentlich wird wenigstens auch der Husten weniger.

Dreimal täglich 17 Tropfen. Schon in der Kinderarztpraxis steht mir bei diesen Worten der Schweiß auf der Stirn. Denn Luise schluckt keine Medizin. Und wenn wir uns auf den Kopf stellen und ihr dafür Kekse versprechen. Haben wir alles durch.

Anderthalb Jahre lang sind wir wunderbar zurecht gekommen. „Viel trinken“ und „viel frische Luft“ haben eigentlich alles kuriert. Und wenn es doch mal ganz schlimm war, haben wir Luise ein Zäpfchen gegeben. Dann kam die Sache mit dem schlimmen Ohr. Und mit dem Antibiotikum.

Im Krankenhaus gab es noch kein Problem. Alles, was Luise brauchte, bekam sie direkt intravenös. So ein Zugang sieht bei einer so winzigen Hand zwar immer ziemlich fies aus, ist aber, rückblickend betrachtet, enorm praktisch. Der Hand ist es nämlich total egal, wonach das Zeug schmeckt, das da durch den dünnen Schlauch läuft.

Als Luise aus dem Krankenhaus entlassen wurde, sollte sie das Antibiotikum noch mindestens drei, besser fünf Tage einnehmen. Wir bekamen zum Saft auch gleich eine Spritze, die wir Luise „schön tief in den Mund schieben“ sollten. Und den Tipp, ihr notfalls einfach die Nase zuzuhalten, um sie zum Schlucken zu zwingen.

Tja. Luise mochte das Antibiotikum nicht. Und weder gutes Zureden noch Zwang haben uns weitergeholfen. Geschluckt hat sie das Zeug zwar irgendwann. Es allerdings gleich darauf wieder hochgewürgt und ausgespuckt. Wir mochten sie dann auch nicht weiter quälen und ihr womöglich noch ein Trauma verpassen. Schließlich durften wir das Antibiotikum absetzen und das Beste hoffen. Hat funktioniert, zum Glück. Seither hoffen wir, dass unser Kind nie wieder ein Antibiotikum|flüssige Medizin braucht.

Und nun geht der Husten nicht weg. Sie atmet unschön. Und die Kinderärztin hat bronchienerweiternde Tropfen verordnet. Dreimal täglich 17. Etwas bitter seien die, wir dürften sie gern mit etwas Saft mischen. Aber bitte auf keinen Fall in ein Glas! So lässt sich schließlich nicht sehr gut nachvollziehen, wie viele Tropfen im Kind gelandet sind. Jedenfalls kenne ich wenige Kinder in Luises Alter, die mal eben so ein ganzes Glas austrinken.

Nach dem ersten|zweiten|dritten Versuch, Luise den Saft unterzujubeln, war ich der Verzweiflung nahe. Dann hatte ich die rettende Idee. Sie liebt es, echte Getränke aus ihren Spielzeugtassen zu schlürfen. Und sie liebt Apfelschorle. Dass in die Tassen nicht viel reinpasst, ist in diesem Fall von Vorteil (auf keinen Fall in ein Glas). Siehe da: Der Trick funktioniert. Sie darf bloß AUF GAR KEINEN FALL mitbekommen, wie die Tropfen in die Schorle gelangen.

Eigentlich, das habe ich mal irgendwo gelesen, soll man den Kindern ja sagen, dass sie Medikamente bekommen. Für uns ist das definitiv keine Option. Mit der ehrlichen Strategie versuche ich es vielleicht in fünf Jahren mal. In der Hoffnung, dass sie dann versteht, dass die bittere Medizin ihr hilft. Oder, dass wenigstens die Bestechungsnummer dann funktioniert.

 

PS: Verratet mir gern eure Tricks. Denn das Medikament kommt bestimmt, bei dem Apfelsaft aus Spielzeugtassen zum Unterjubeln nicht ausreicht.

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6 thoughts on “Bittere Medizin

  1. Jana

    Hey, falls Luise nochmal den fiesen Antibiotika Saft schlucken soll… Vielleicht versuchst du es nächstes mal mit Tabletten, zur Not können die ja auch gemörsert werden. Meine Nichte konnte diesen Saft auch nicht vertragen und hat schon ganz früh Tabletten geschluckt…

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    1. luisesmama Post author

      Danke für den Hinweis! Ja, ich glaube fast, damit käme sie besser zurecht. Noch lieber wäre uns natürlich, sie bräuchte einfach nie wieder bitteren Saft. Wunschdenken, ich weiß…

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  2. Bianca Meyer

    Kleine süße Mini-Joghurts – Milchprodukte sind aber glaube ich nicht bei jeder Medizin als „Transporteur“ erlaubt

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