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Silvester im Krankenhaus. Und ein Elefant für eine kleine Kaiserin.

Nein, so hatten wir uns unseren ersten Jahreswechsel in Berlin nicht vorgestellt. Aber wenn das alte Jahr so endet, kann das neue ja schließlich nur besser werden: Silvester in der Kinderklinik. Prosit Neujahr…

30. Dezember 2015: Zwei Stunden, nachdem unsere Kinderärztin ihre Praxis für den Rest des Jahres dicht gemacht hat, wacht Luise mit 40 Grad Fieber aus dem Mittagsschlaf auf. 24 Stunden zuvor haben wir uns noch darüber gefreut, dass sie endlich wieder fit wirkte (Weihnachten endete ja schon mit Fieber). Jetzt sitze ich mit dem Smartphone in der Hand auf der Bettkante und telefoniere sämtliche Kinderarztpraxen im Bezirk durch – und erreiche einen Anrufbeantworter nach dem nächsten. Bei der letzten Nummer auf meiner Liste habe ich Glück. Wir dürfen noch vorbeikommen.

Als wir 20 Minuten später die Praxis erreichen, sieht Luise plötzlich aus wie Dumbo. Das linke Ohr ist geschwollen und steht regelrecht vom Kopf ab. „Da kann ich gar nichts machen. Damit müssen Sie in die Kinderklinik“, sagt die Ärztin, die eine Mastoiditis (eine Komplikation einer akuten Mittelorhentzündung) vermutet und uns noch darüber aufklärt, dass so etwas im schlimmsten Fall tödlich enden könne. Wir sollten besser gleich ein paar Sachen einpacken, Luise müsse garantiert stationär behandelt werden. Mein Herz rutscht in die Hose. Kinderklinik. Tödlich. Stationär. Eben habe ich noch überlegt, was es an Silvester zu essen geben soll. Und jetzt das.

Wir beeilen uns, nach Hause zu kommen, packen das Nötigste ein und fahren weiter zur Kinderklinik. Die Kinderärztin lag richtig mit ihrer ersten Vermutung. Luise wird noch am gleichen Abend operiert. Als die Anästhesistin unsere benebelte Tochter mitnimmt, dreht sie sich noch einmal zu mir um: „Jetzt können Sie laufen lassen.“ Schon passiert.

….

Puh. War das Gefühl furchtbar. Es ist aber zum Glück alles gut gegangen. Die OP war unkompliziert und nach einer Nacht auf der Intensivstation durfte Luise dann auch auf die normale Kinderstation umziehen. Kein zweiter Eingriff – was waren wir erleichtert! Silvester haben wir ganz viel gekuschelt, Bücher angeguckt, auf dem Krankenhausflur Scrabble gespielt, um Mitternacht vom Zimmer aus das Feuerwerk bestaunt und mit alkoholfreiem Sekt mit der Nachtschwester angestoßen. War auch nett.

Jetzt bin ich auf jeden Fall heilfroh, dass wir wieder zuhause sind. Und Luise auch (obwohl sie den rosa Puppenwagen aus dem Stationsspielzimmer wohl am liebsten mitgenommen hätte). Krankenhaus mit Kleinkind, das brauche ich so bald nicht wieder. (Wir waren zwar heute nochmal da, weil Luise ihre Medikamente direkt wieder ausspuckt und erneut fiebert, unser Zimmer mussten wir aber zum Glück nicht wieder beziehen.)

Allerdings: Gerade in solchen Situationen gibt es Momente, die rücken die Relationen wieder zurecht. Und ich bin dankbar dafür, dass wir nach wenigen Tagen, von denen einer halt zufällig Silvester war (ein Datum, dass mit Kleinkind ohnehin eine andere Bedeutung bekommt), mit unserem (fast) gesunden Kind nach Hause fahren konnten. So viele Familien stehen ganz andere Sachen zusammen durch.

Das meiste davon bekommt man außerhalb von Orten wie Krankenhäusern gar nicht mit. Obwohl: In diesen Tagen bewegt das Schicksal eines ganz besonderen kleinen Mädchens das Netz. Die vierjährige Tochter der Journalistin und Bloggerin Mareice Kaiser ist am vorletzten Tag des alten Jahres gestorben. Ihre Mutter verabschiedet sie auf ihrem inklusiven Familienblog Kaiserinnenreich (lesenswert!) mit bewegenden Worten. Und zahlreiche Menschen schicken der kleinen Kaiserin virtuelle Elefanten für ihre letzte Reise. Von uns bekommt sie auch einen. Und ihrer Familie sowie all denen, die gerade etwas mehr davon gebrauchen können, wünschen wir ganz viel Kraft.

Gute Reise, „Kaiserin 1“.

#einElefantfuerdich      

elefant

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4 thoughts on “Silvester im Krankenhaus. Und ein Elefant für eine kleine Kaiserin.

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