Ich hatte lauter tolle Ideen. Wie er aussehen sollte, was drin sein würde. Und ich habe mir bereits ausgemalt, wie Luise staunen würde. Dann war da diese Verkäuferin. Und ich glaube, sie hat Recht mit dem, was sie zu mir sagte: So ein kleines Kind braucht noch keinen Adventskalender. Mit 24 Geschenken hintereinander wäre es schlicht überfordert.
Im ersten Augenblick wollte ich protestieren. Schließlich gehört ein Adventskalender doch zum Zauber der Vorweihnachtszeit! Daran würde Luise sich noch als Erwachsene erinnern. So wie ich noch ganz genau den von meiner Mutter selbst gebastelten Kalender vor Augen habe, mit dem goldenen Glanzpapier und den 24 kleinen Wichteln. Die hatten nicht einfach nur Süßigkeiten in ihren Säckchen, sondern ganz oft auch richtige kleine Geschenke. Haarspangen oder Hörspiele zum Beispiel. Ich habe diesen Kalender geliebt. Er wurde Jahr für Jahr wieder neu befüllt. Und nun sollte Luise keinen bekommen?
Dann habe ich innegehalten und über die Worte dieser Frau nachgedacht, die mir ja nun auch einfach irgendwelche Spielzeuge in der passenden Größe hätte verkaufen können. (Ihr gehört der Laden. Sie hätte also ganz persönlich von Luises Kalender profitiert.) Und ich dachte an das letzte (Luises erstes) Weihnachten. Da war ein Adventskalender natürlich noch kein Thema. Aber Weihnachtsgeschenke gab es. Und wie das so ist, wollten ihr alle etwas schenken: Omas, Opas, Tanten, Onkel…
Damit war Luise tatsächlich komplett überfordert. Ihr hätte vermutlich das bunte Geschenkpapier von Präsent Nummer eins völlig gereicht. Der Liebste und ich haben unser Geschenk schließlich gar nicht mehr aus seinem Versteck geholt. Das hat Luise dann einfach einen Tag später bekommen.
Seither sind wir dazu übergegangen, zu besonderen Anlässen größere Familiengeschenke zu machen, an dem sich alle beteiligen dürfen. Zum ersten Geburtstag gab es etwa ein wundervolles Indianer-Tipi. Denn an der kurzen Aufmerksamkeitsspanne, die meist nur reicht, um ein Geschenk zu würdigen, hat sich seit diesem ersten Weihnachtsfest nicht viel geändert.
Nun 24 Tage lang täglich ein Geschenk zu bekommen – und dann am 24. Tag noch eine fette Bescherung – könnte also wirklich etwas zu viel sein für ein anderthalb Jahre altes Kind. Während an anderer Stelle also über gekaufte versus gebastelte Varianten diskutiert wird, frage ich mich, ab welchem Alter so ein Adventskalender eigentlich Sinn macht. Ein Telefonat mit meiner Mutter hat zumindest ergeben, dass ich das schicke DIY-Teil, an das ich mich noch so gut erinnere, in Luises Alter noch nicht hatte.
Die Kompromiss-Lösung sollte eigentlich so aussehen, dass der Liebste und Luise sich den Adventskalender in diesem Jahr teilen (Material für einen Bastel-Kalender war ja eh bereits im Haus). Nun ist der November aber schon fast vorbei und zum Basteln eigentlich keine Zeit: Am Wochenende bin ich nicht zuhause, der Montag ist voll und Dienstag ist Dezember.
Darum machen wir es in diesem Jahr mal ganz anders: Wir (sprich: Mann und Kind) packen nicht täglich etwas aus, sondern legen etwas zur Seite (sprich: der Mann und ich, Bares). Mit diesem Geld werden wir zwei Dinge tun. Erstens: ausgehen. Zweitens: Obst kaufen für die Kinder aus der Notunterkunft. Luise bekommt sowieso alles, was sie braucht. Und noch mehr.
Nächstes Jahr dann auch einen Adventskalender.
PS: Kurz vor der Veröffentlichung dieses Textes hab ich dann doch noch eine Möglichkeit gefunden, die Vorweihnachtszeit für Luise schön zu gestalten. Mit einem Wimmelbuch, das sogar 24 Türchen zum Entdecken hat ♡
Pingback: Luises Lieblingslektüre | Fuchs und Luise