Bahn

Wie das Kleinkindabteil mein Wochenende gerettet hat

Seit wir in Berlin wohnen, bedeutet ein Besuch bei Freunden und Familie vier bis fünf Stunden Autofahrt. Eventuelle Staus und Baustellen nicht eingerechnet. Mit Luise geht das eigentlich nur noch nachts|spät am Abend wirklich gut. Also fahren wir mittlerweile lieber Bahn: Die braucht nur zweieinhalb Stunden bis Bielefeld (ICE), Luise kann sich während der Fahrt bewegen, im Idealfall mit anderen Kindern spielen und ist entsprechend besser drauf. Wir folglich ebenso. Für den Heimatbesuch am vergangenen Wochenende haben wir uns also ohne viel nachzudenken für die Bahn entschieden. Und rückblickend wieder etwas dazugelernt. Aber von vorne. 

Weil der Liebste auch freitags lange arbeiten muss und Luise und ich noch unsere Lieblings-Mama-Kind-Runde treffen wollten, wenn wir schon mal da sind, haben wir uns morgens schon ohne ihn auf den Weg gemacht. Hat auch prima geklappt. Ich habe zum Glück noch rechtzeitig die Gleisänderung registriert, mit Luise einen Platz im so früh am Tag noch angenehm sauberen Kleinkindabteil ergattert und wir hatten nette Gesellschaft von einem anderen Mädchen und seiner Mutter. Zweieinhalb Stunden später sind wir ganz entspannt in Bielefeld ausgestiegen. So könnte Bahnfahren für meinen Geschmack  immer aussehen.

Aber so ist das Leben natürlich nicht. Nach einem leckeren Essen mit einem lieben Freund, einem Mittagsschlafspaziergang durch die alte Heimat und einem schönen Nachmittag mit den Lieblingsmüttern und -kindern (DANKE, ihr Lieben!) wollten wir mit der Regionalbahn zur Oma weiterfahren, die schon mit dem Abendessen auf uns wartete. 13 Minuten Fahrtzeit. Ganz entspannt, sollte man meinen. Pustekuchen.

Dummerweise hatte ich mich am Morgen dafür entschieden, unseren Buggy mitzunehmen. (Gebraucht habe ich ihn letztlich nur als Packesel für die Wickeltasche, weil ich Luise in der Trage vor meinem Bauch und unser Gepäck auf dem Rücken hatte.) So stand ich noch mit Luise und dem unhandlichen Wagen unten und wartete auf den Fahrstuhl, während die mobileren Fahrgäste bereits einstiegen. Ich gebe ja auch zu, dass wir etwas knapp dran waren. Aber ohne Buggy hätte die Zeit bestimmt gereicht. Als wir auf dem Bahnsteig ankamen, ging jedenfalls die Tür schon nicht mehr auf. Dann fuhr uns der Zug direkt vor der Nase weg. Und ich vergaß für einen Moment, dass wir ja neuerdings darauf achten wollen, was wir in Luises Gegenwart für Wörter benutzen.

Wie das so ist mit einer Glückssträhne, ging es entsprechend weiter. Der nächste Zug in die passende Richtung, auf den wir eigentlich nur 30 Minuten hätten warten müssen, hatte noch einmal 30 Minuten Verspätung. Und der Akku meines Smartphones verabschiedete sich, noch bevor ich unsere genaue Ankunftszeit meinem Schwager mitteilen konnte, der uns am Bahnhof abholen und zur Oma fahren wollte. Ohne Kindersitz kann man sich mit Kleinkind ja nicht mal eben so ein Taxi nehmen.

Immerhin waren die Mitwartenden nett und extrem kinderfreundlich. Sonst wäre das eine verdammt lange Stunde geworden mit Luise. Als wir schließlich am Zielbahnhof ausstiegen, regnete es zwar zu allem Überfluss auch noch in Strömen, aber immerhin war mein Schwager da. Und wir wenige Minuten später endlich bei der Oma am Abendbrottisch. Der Liebste (hatte auch Verspätung) schlich sich schließlich irgendwann nachts zu uns ins Gästezimmer.

Der Regionalverkehr hat sich auf dem Heimweg am Sonntag dann noch einmal als so richtig unbrauchbar für uns erwiesen. Man könnte wahrscheinlich auch sagen, dass wir einfach noch keinen Plan vom Bahnreisen mit Kleinkind haben. Der Zug war komplett überfüllt. Und Luise nicht gewillt, eine Stunde lang halbwegs still irgendwo sitzen zu bleiben. Sie wollte lieber durch die Gänge spazieren. Hach, was für ein Spaß.

In Hannover sind wir dann in den IC nach Berlin umgestiegen. Luise – unüberhörbar – mittlerweile schwer genervt. Die anderen Fahrgäste bei dem Gedanken daran, ein Abteil mit uns und unserer lautstarken Tochter zu teilen, ganz offensichtlich auch.

Wir hatten Glück: Im Kleinkindabteil (überschaubarer als das im ICE) waren noch zwei Klappsitze frei. Und ich selten so glücklich, dort einen Platz zu finden. Ich musste an einen Beitrag von Christian von Von guten Eltern  (Blogempfehlung!) denken, den ich neulich gelesen habe: Höchststrafe Kleinkindabteil.  Der Autor fragt sich, wer eigentlich freiwillig das Kleinkindabteil bucht. Nun ja: Wir buchen ohnehin bisher nie feste Plätze, weil wir zu geizig dafür sind. Aber wir sitzen gerne im Kleinkindabteil. Und an diesem Sonntagabend, mit meiner schreienden Tochter auf dem Arm, hat es mir tatsächlich das Wochenende gerettet. Denn im Kleinkindabteil darf sich wenigstens niemand über ein lautes Kind beschweren. Selbst wenn man der Ansicht ist, dass Kinder nun mal nicht immer leise sind und die Umwelt das hinzunehmen hat, ist es für die eigenen Nerven doch auch schön, nicht von allen um sich herum böse angestarrt zu werden. Ist ja nicht so, als würde man es toll finden, wenn der Nachwuchs so drauf ist.

Das Wochenende an sich war übrigens sehr schön (DANKE, liebe Familie!).

Was wir dazugelernt haben:

  • Der ICE ist der Kombination Regionalbahn|IC IMMER vorzuziehen. Selbst, wenn das einen kleinen Umweg bedeutet.
  • Wir brauchen einen Zweit-Autositz bei den Großeltern.

Was wir außerdem empfehlen können:

  • Buggys|Kinderwagen wenn es irgend möglich ist zuhause lassen. Dann kann man nämlich auch die Treppe nehmen, anstatt auf den Fahrstuhl warten zu müssen. Und man muss auf weniger Dinge aufpassen.
  • NICHT sonntagabends fahren, wenn es sich vermeiden lässt.
  • Reichlich Essen|Trinken|Lieblingsspielsachen dabei haben.
Fuchs und Luise im NetzFollow on FacebookPin on PinterestTweet about this on Twitter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert